projects | info | images | pdf

KAB 2011, Exhibition Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen Düsseldorf, 10. 09. - 09.10. 2011



Im Rahmen von HABITAT. Eine Gruppenausstellung in mehreren Teilen
10. September – 9. Oktober 2011


KAB ist die Abkürzung von „Kunst am Bau“ und wird in Österreich dazu verwendet, entsprechende Werke zu katalogisieren. Jedes Werk erhält dafür eine Nummer.
Die dänische Künstlerin Sofie Thorsen (*1971), die seit vielen Jahren in Wien lebt, hat sich in ihren aktuellen Arbeiten mit einem speziellen „Kunst am Bau“ Programm beschäftigt, das im Wien der 1950er Jahre initiiert wurde. Damals wurden Künstler beauftragt, so genannte Spielplastiken zu entwerfen – Kunstwerke, die auch als Spielgeräte für Kinder dienen sollten. In ihrer hybriden Form stechen diese Werke aus der österreichischen Kunstproduktion der damaligen Zeit deutlich hervor. Einerseits handelt es sich um abstrakte, stark formalisierte Entwürfe, andererseits zeichnen sie sich durch einen spielerischen Ansatz und in Bezug auf ihre Benutzbarkeit durch eine hohe Funktionalität aus. Heute sind diese Werke fast vollständig aus dem Stadtbild verschwunden.

Sofie Thorsen hat sich intensiv mit den Spielplastiken beschäftigt und übersetzt sie in Collagen und Wandbilder, die vor allem die modellhafte angelegte Architektursprache und das innovative Verhältnis von freier und angewandter Kunst im Dienste des Sozialen akzentuieren. Dabei interessiert sie auch, inwiefern die Spielplastiken eine andere Form von Architektur formulieren, die nicht nur einen deutlichen Kontrast zu den gleichförmigen Nachkriegsbauten bildet, sondern in einer fast schon utopischen Weise die Auffassung von der Stadt als lebendigem Organismus jenseits einer bloßen Ansammlung von Gebäuden vertritt.

Während die Wandbilder die Spielplastiken auf ihre Form reduzieren, blenden die frei im Raum hängenden Fotodrucke diese Formen zugunsten der Umgebung und der Kinder, die mit ihnen spielen, aus. Die farbigen Metallstangen wiederum rufen das Material in Erinnerung, aus dem die verschiedenen, zum Klettern oder Rutschen gedachten Skulpturen bestanden. Die typischen Primärfarben dieser Metallstangen sind hier jeweils in hellere und dunklere Nuancen abgestuft.

Schon in früheren Werken hat sich Sofie Thorsen mit Fragen des Wohnens und Lebens aus sowohl ästhetischer wie soziologischer Perspektive auseinandergesetzt. Kaum etwas beeinflusst unsere Wahrnehmung so sehr wie die unmittelbare Umgebung, in der wir uns bewegen. Kinderspielplätze sind so gesehen Orte, an denen die Fantasie angeregt und ein frühes Verständnis für das Zusammenspiel von Formen und Farben geweckt werden. Die Wiener Spielplastiken gingen noch einen Schritt weiter und stellten explizite Werke der Kunst in den Dienst des kindlichen Spiels, ohne ihren Anspruch auf die ästhetische Wahrnehmung als Kunstwerk aufzugeben – auch wenn dies letztlich dazu führte, dass sie als Spielgerät offenbar äußerst unbequem waren.

Alle Werke: Courtesy Galerie Krobath, Wien/Berlin

 

 

>